Prinzipien einer Lebenswerten Stadt
Die folgenden Prinzipien sind das Resultat der Auseinandersetzung mit dem Ideal der Lebenswerten Stadt. Die Prinzipien ergeben sich folglich aus zwei Fragestellungen: Wie zeigt sich die Lebenswerte Stadt in ihrer Gestalt bzw. morphologischer Ausprägung und welche Anpassungen an den Planungsprozessen braucht es für die Umsetzung?
Dementsprechend haben wir während des spezifischen Entwurfsprozesses für Zürich West sowohl städtebauliche als auch planungsrechtliche Prinzipien definiert, die allgemeingültig immer auch auf die Entwicklung anderer Städte adaptierbar sind.
Städtebauliche Prinzipien
Die Lebenswerte Stadt schafft innerhalb der Areale bzw. Blöcke nutzungs- sowie sozialdurchmischte Strukturen
Urbane Dichte und Weite sowie Reiz- und Rückzugsorte wechseln sich ab und schaffen ein diverses Stadtgefüge. Visuelle Ausblicke sollen erhalten und neu inszeniert werden.
Vereinzelte Akzente wie z.B. Höhenversprünge oder Hochhäuser schaffen orientierungspunkte in der Stadt.
Übergeordnete Fluchten garantieren offene Stadträume, eine gute Orientierung und Urbane Weitsicht. Fluchten sollen durch Vor- und Rücksprünge gebrochen werden.
Störung der Orthogonalität, der Fluchten sowie Brüche in der Maßstäblichkeit von Gebäuden definieren Vorzonen sowie Plätze.
Standorte von hoher wirtschaftlicher und soziokultureller Bedeutung mit einer guten Erreichbarkeit schaffen.
Gemeinschaftsorte mit unterschiedlichen Stufen der Öffentlichkeit (vom Stadtplatz bis zur gemeinsamen Dachterrasse) sollen die Zusammengehörigkeit und Interaktion der Menschen fördern.
Der öffentliche Raum folgt einem feinmaschigen Stadtnetz. Die innerhalb der Netzlinien liegenden Areale sind durch halböffentliche Wege querbar.
Den Erdgeschossen sind grundsätzlich öffentliche Nutzungen zuzuweisen. Dementsprechend sind auch die Vorzonen öffentlich zugänglich zu gestalten.
Großes und Kleines sowie unterschiedliche Formen bilden Kontraste und ein spannendes Stadtgefüge.
Loslösung vom privaten Fahrzeugbesitz, somit keine neuen Erschließungsstraßen sondern nur noch das übergeordnete Straßennetz notwendig (Referenz: Barcelona Superblock).
Haltebuchten entlang dem übergeordneten Straßennetz für (autonome) Sharingfahrzeuge, sharingbasierte Mikromobilität in Stadtraum integrieren.
Wegfallende Erschließungsstrassen werden zum urbanen Stadtraum umfunktioniert, darauf verkehren auch Fahrräder, Anlieferung und Notdienste.
Mikromobilität, Parkplatzsensoren, Elektro- und Wasserstoff Fahrzeuge, Mobilitäts-Apps.
Für kurze und mittlere Distanzen soll der Fuß- und Fahrradverkehr die größte Rolle spielen.
Trotz autonomen Sharingfahrzeugen bleibt der öffentliche Verkehr das flächeneffizienteste Verkehrsmittel für die Stadt.
Helle Beläge mit hohem Albedo und kühlende großblättrige Baumarten einplanen.
Sickerfähige Hartbeläge und Grünflächen fördern die natürliche Bewässerung von Bäumen und entlasten die Kanalisation.
Bestehende Kaltluftsysteme berücksichtigen und Stellung der Gebäudekörper an vorhandene Thermik anpassen.
Windenergie wird auf den Dächern und Solarenergie zusätzlich durch innovative Fassadentechnik genutzt.
Intensive & extensive Baum- und Strauchpflanzung auf Dächern mit „Rank- und Schlingpflanzen“ oder Topfpflanzen entlang Fassade einplanen.
„Zukunftsbäume“ wie z.B. Barbante Silber-Linde, Schneeblättriger Ahorn (Hitze resistente Balkan Arten) und nachhaltige Baumaterialien einsetzen.
Flächendeckende sickerfähige Oberflächen. Regenwasser auf Dächern und Straßen sammeln und in Baumgruben versickern.
Oberflächengewässer kühlen den Stadtraum nachhaltig und sind zugleich ein prägendes Landschaftselement.
Planungsrechtliche Prinzipien
Partizipation als Standard und nicht als Ausnahme sehen und etablieren.
Die durchmischte Stadt soll konsequent eingefordert werden. Der klassische Zonenplan wird durch die städtebaulichen Ergänzungspläne erweitert; Die Stadtplanung soll sich gänzlich von der Nutzungstrennung lösen.
Als Teil der BZO soll ein neuer Ergänzungsplan zu klareren städtebaulichen Vorstellungen führen. Soziokulturelle, ökologische und morphologische Themen spielen hierbei eine Rolle. Der Plan wird durch ein Partizipationsprozess begleitet.
Konzepte, wie das Konzept der Begegnung und Zentralität sollen vermehrt in die Stadtentwicklungsprozesse miteinfließen.
Die Prüfung soll übergeordnete Interessen des Quartieres bei einer Planung eines Areals berücksichtigen.
Neue, überlagerte Zone, in der ausschließlich autofreie Quartiere zugelassen sind und dafür die Infrastruktur für Sharingsysteme im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt wird.